Begriffs-Lexikon - Giftklassen

Draußen in der Landschaft, aber auch im Garten und sogar in unseren Innenräumen begegnen wir immer wieder Pflanzen, die giftig sind. Stellt sich also die Frage, welche Gefahr von welchen Pflanzen ausgeht bzw. wie giftig welche Pflanzen eigentlich sind.
Wir haben uns bemüht, die Pflanzen unseres Sortiments daraufhin zu überprüfen und haben eine Einstufung in folgende Klassen vorgenommen:

  1. (+) = wenig giftig
  2. + = giftig
  3. ++ = stark giftig, kann zu schweren Vergiftungserscheinungen führen
  4. +++ = sehr stark giftig, schon geringe Mengen lebensgefährlich

Die Einteilung in diese vier Giftklassen orientiert sich an folgenden Quellen:

  • Liste giftiger Pflanzenarten des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit vom 10.3.1975
  • Roth/Daunderer/Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte; Landsberg/Lech 1994

Fakt ist, dass es einige "tödlich giftige" Stauden gibt. Eisenhut gilt beispielsweise als die giftigste heimische Pflanze. Zu nennen wären aus dem Reich besonders giftiger Garten- und Wildstauden z.B. außerdem: Maiglöcken, Fingerhut, Rittersporn, Aronstab, Lenz-/Christrosen, Bilsenkraut, Herbstzeitlose, Schierling, Stechapfel, Tollkirsche. Eine Vielzahl weiterer Pflanzen besitzt weitaus geringere Toxizitäten, einige davon wiederum gehören sogar auf unseren ganz normalen Speiseplan. Viele Gewürze zählen in diese Kategorie, aber auch Kräuter, wie Rosmarin, Salbei oder Petersilie. Etwas anders verhält es sich mit Kartoffeln oder Bohnen. Sie sind roh genossen giftig, nach dem Kochen jedoch ungefährlich.
(Die Einordnung gängiger Kräuter und Gemüse in obige Giftklassen haben wir aufgrund zahlreicher irritierter und besorgter Kundennachfragen mittlerweile großteils wieder eliminiert).

Diese Äußerungen sollen keinesfalls zum unbesorgten Umgang mit Giftpflanzen verleiten.
Paracelsus prägte im 16. Jahrhundert den – auch heute noch zutreffenden – Satz: "Dosis sola fecit venenum". (Die Dosis alleine macht das Gift.) Die Gültigkeit dieser Aussage ist bereits daran zu erkennen, dass viele hoch giftige Pflanzen gering dosiert auch als Heilpflanzen bzw. zu medizinischen Zwecken genutzt werden.
Bemerkenswert ist, dass die oft nur mäßige Giftigkeit von Pflanzen häufig in einem krassen Gegensatz zur Giftigkeit der relevanten Inhaltsstoffe (Pflanzengifte, Toxine) steht. Diese Tatsache ist schlichtweg darauf zurückzuführen, dass diese Stoffe in aller Regel nur in sehr geringen Mengen in den Pflanzen enthalten sind.
Was die Beurteilung der Giftigkeit von Pflanzen weiterhin schwierig macht, ist die Tatsache, dass der Gehalt bzw. die Konzentration der Giftstoffe nicht nur zwischen verschiedenen Exemplaren stark schwanken kann, sondern auch innerhalb ein und derselben Pflanze (in unterschiedlichen Pflanzenteilen) und natürlich auch im Laufe der jahreszeitlichen Entwicklung, in Abhängigkeit der Witterung etc.

Im gärtnerischen Kontext kommen vor allem die Berührung oder der Verzehr von Giftpflanzen als Vergiftungsursache in Frage. Starke Vergiftungen durch Pflanzen sind in erster Linie zu erwarten durch

  • Verwechslungen mit essbaren Pflanzen (z.B. Herbstzeitlose und Maiglöckchen an Stelle von Bärlauch)
  • Unbekümmertheit und Neugier v. a. von Kindern
  • Missbrauch, z.B. durch Selbstmedikation, als Rauschmittel etc.

Durch das bloße Berühren von Giftpflanzen bzw. durch Kontakt zum Pflanzensaft kommt es – phototoxische Aspekte hier einmal außen vorgelassen - nur sehr selten zu ernsthaften Komplikationen, vielmehr z.B. zu Hautirritationen bzw. Taubheitsgefühl (Aconitum).

Unbestritten kann von giftigen Zierpflanzen ein hohes Gesundheitsrisiko ausgehen. Deshalb ist es sicherlich Konsens, dass Außenanlagen von Kinderspielplätzen oder Schulen von den giftigsten Pflanzen "befreit" sein sollten. Jedoch kann die reine Verbannung von Giftpflanzen aus unserem Umfeld nicht das Mittel der Wahl sein, sondern sollte vielmehr Aufklärung und ein angemessener Umgang mit Pflanzen ein vorrangiges Erziehungsziel sein. Die Kenntnis und das Wissen um die Giftigkeit von Pflanzen ist vermutlich der größte Sicherheitsfaktor überhaupt!

Siehe hierzu auch: www.aba-fachverband.org

Das Thema "Giftpflanzen" hat viele Facetten und kann an dieser Stelle keinesfalls umfassend behandelt werden. Auch können wir gewisse "Lücken" in unserer Kennzeichnung nicht ausschließen. Es sei darauf hingewiesen, dass es mehrere Giftinformationszentralen gibt, die in Notfällen Tag und Nacht Auskunft geben, u. a. die Informationszentrale gegen Vergiftungen Bonn, Tel: 0228-19240.