Akeleien muss man lieben …,

Text: Wolfram Franke

Fotos: Staudengärtnerei Gaißmayer

schrieb einst Marie-Luise Kreuter in kraut&rüben. Zwanzig Jahre, von 1989 bis zu ihrem Tod 2009 war die berühmte Biogarten-Autorin Herausgeberin von kraut&rüben. Obwohl wir weit voneinander entfernt, sie im Bergischen Land und ich in München lebten, arbeiteten wir doch sehr eng zusammen, telefonierten wöchentlich, manchmal fast täglich miteinander und besuchten uns gegenseitig mehrmals im Jahr. Nachdem ich ihr im Jahr 1994 von meinem neuen Garten auf dem Reitsbergerhof in Vaterstetten erzählt hatte, schickte sie mir ein Päckchen mit allerlei Samen darin. Darunter waren die Rote Melde, Färberwaid, zwei verschiedene Arten Mohn und – Akelei. Die Akeleien gehörten zu ihren Lieblingsblumen und bald auch zu meinen.

Obwohl ich wusste, dass die Samen leicht aufgingen und schnell zu Stauden heranwuchsen, säte ich sie zunächst in einer Schale aus, pikierte die Sämlinge in eine Kiste und pflanzte sie erst aus, als sie zu kräftigen Jungpflanzen herangewachsen waren. Platz hatte ich genug, vor allem auf dem Erdwall, den ich mir an der Nord- und Westseite des Gartens hatte aufschütten lassen. Bald hatten sie sich zu Stauden entwickelt, die auch gleich sehr üppig blühten. Es waren einfache, ungefüllte Blüten, bei manchen Stauden eher rund, ähnlich einem Reifröckchen, andere erschienen mehr glockenförmig. Und diese Mischung von Akeleien zeigte eine Vielfalt von Blütenfarben, von Cremeweiß über Zartrosa, Hell- und Dunkelviolett bis zu tiefem Blau. Zusammen mit anderen ein- und mehrjährigen Blumen verwandelten sie den Garten im Handumdrehen in ein Blütenmeer. Und ich lernte die Akeleien lieben. Schon das Laub vor der Blüte kann sich sehen lassen. Es ist zart und doch eindrucksvoll dekorativ. Wo viele Akeleien dicht nebeneinander wachsen, kommt kaum Unkraut hindurch. Akeleien sind anspruchslos. Mit ihren kräftigen Pfahlwurzeln versorgen sie sich selber gut mit Wasser und überdauern auch trockene Perioden. Schnecken können diesen zarten und zugleich robusten Stauden überhaupt nichts anhaben.

Nach der Blüte säen sie sich leicht aus. Ich finde jedes Jahr zahlreiche Sämlinge überall im Garten. Fast schon wie Unkraut. Doch es widerstrebt mir, sie einfach rauszureißen und wegzuwerfen. Nachdem ich sie schon überall, wo sie nicht störten hingepflanzt habe, verlagere ich die neuen Sämlinge nach außen. Da der Garten ja auf dem Bauernhof liegt und eine Wiese angrenzt, muss ich keine strengen Grenzen einhalten. Am Rand, zwischen Sträuchern und Gras steche ich hier und dort eine Grassode aus, schüttele die Erde aus dem Placken und pflanze eine Akelei.

Was die Blütenfarben betrifft, so entstehen immer wieder neue Mischungen, die irgendwo zwischen rosa und pink liegen, genau lassen sie sich nicht beschreiben. Mal sind sie auffallend schön, mal unscheinbar. Die tiefblauen bleiben sortenecht. Das habe ich mal durch gezielte Aussaat festgestellt.

In der Vase halten sie leider nicht sehr lange, aber dafür haben wir ja ganz viele Akeleien. Und auch meine Bienen sind begeisterte Akeleien-Fans.

Akeleien muss man einfach lieben!

Wolfram Franke
aus Vaterstetten Handfeste Gartenarbeit und Schreiben, sowohl mit grüner Tinte als auch mit dem Computer, gehören für Wolfram Franke zusammen. Seinen seit 1994 gewachsenen Kreativgarten in Vaterstetten hat er mit alten Baustoffen gestaltet.
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Text: Wolfram Franke

Fotos: Staudengärtnerei Gaißmayer