Frühsommer in Jamlitz

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Wiedermal und aufs Neue wurde der Jamlitzer Garten auf die Probe gestellt. Wir waren ihm ja zwei Monate ferngeblieben, und es hatte in der Zeit kaum geregnet. Wir rechneten mit einem hässlichen, welken Grau/Braun und wurden empfangen vom leuchtenden Rosa des »Duftkissen«-Thymians, der sich an verschiedenen Stellen erfreulich ausgebreitet hatte. Der hat es also geschafft, oder hat die Trockenheit ihn sogar begünstigt? Und dann die lieblichen Düfte: Aus der Höhe die in diesem Jahr besonders üppig blühenden Robinien. Aus halber Höhe der blühende »Duftwein« Vitis riparia und exotisch, etwas fremdartig die Ölweide »Quicksilver« Eleagnus angustiufolia. Auch eine Rose spielte mit: Die wunderschöne Rosa alba 'Maxima'. Auch die Stauden waren voll dabei, die Maiglöckchen natürlich und die Taglilien. Den Reigen eröffneten Hemerocallis minor und H. middendorffii. Bald folgten die Wiesen-Taglilien, H. lilioasphodelus.

Das fällt auf: Da gibt es Stauden, die man gefühlsmäßig in einen frischen bis feuchten Boden setzen möchte, die aber im trockenen Sand gut zurechtkommen. Die Taglilien fallen da ganz besonders auf, aber auch Dreimasterblumen, wie die Tradescantia x andersoniana. Ich hätte in Jamlitz nie eine Tradescantie gepflanzt, wenn nicht aus heiterem Himmel ein Sämling aufgetaucht wäre, der sich erstaunlich munter verhielt. Dem Knöterich Aconogonon spec. 'Johanniswolke' möchte man am liebsten eine Extrakanne Wasser geben, braucht er aber nicht, er holt sich selbst das Wasser aus dem Untergrund und wird jedes Jahr üppiger. Dicht am Boden kriecht im Halbschatten das Pfennigkraut, Lysimachia nummularia. Wenn man sein Vorkommen an bayerischen Bachläufen kennt, möchte man nicht glauben, dass es auch im Sand wachsen kann. Als zuverlässigen Flächenbildner möchte ich die Elfenblume, Epimedium alpinum nicht missen. Es steht im Halbschatten unter Walnussbäumen. Aus seinem Blättermeer tauchen Taglilien, die nun wieder den Paniculata-Phloxen zugeordneten robusten und erstaunlich viel Trockenheit vertragenden Sorten der Amplifolia-Phloxe und Herbstanemonen auf.

Mediterrane Experimente

Man möchte meinen, dass die südlich der Alpen beheimateten Stauden und Gehölze Trockenheit und Hitze vertragen. Die Jamlitzer Versuche mit ihnen zeigen, dass es da Grenzen und Unterschiede gibt. Es kommen ja vor allem die Winter hinzu, die nicht immer so mild ausfallen wie 2021/22. Einige Rosmarine, die als halbwegs winterhart gelten, haben den dritten Winter geschafft. Üppig sehen sie aber nicht aus, dazu fehlt ihnen genug Wasser. Salbei, Salvia officinalis sieht genauso bescheiden aus. Freude macht er nur im Halbschatten. Bei Lavendel hat nur Lavandula angustifolia Bestand. Alle anderen sind verschwunden. Unproblematisch sind die Sorten 'Jamlitz' und 'Imperial Gem'. Wie geschaffen für den Jamlitzer Garten erweisen sich die Heiligenblumen, Santolina chamaecyparissus. Klima und Boden behagen ihnen ganz besonders. Und sie sind jederzeit, auch vor der Blüte, ein wohltuendes Gestaltungselement. Neben Jungkiefern und Zistrosen, umgeben von kriechendem Thymian sind sie eine Augenweide. Sehr schatten- oder mindestens halbschattenbedürftig ist das Immergrün, Vinca minor. Gerät es in Sonne und Hitze, wird es »immergelb« und quält sich. Im Wald unter Kiefern und Spitzahornen gedeiht es prächtig und ist selbst für Efeu eine beachtliche Konkurrenz. Als sehr standortgebunden erweisen sich die Weinraute, Ruta graveolens und die Spornblume, Centranthus ruber. Wie oft habe ich vergeblich ihre Samen im Garten ausgestreut. Beide entstammen keiner Gartenkultur sondern einer Samenernte am Wildstandort (Gardasee).

Eine richtige Erfolgsstory erzählen im Jamlitzer Garten dagegen die Zistrosen. Als wir in der letzten Maiwoche dort eintrafen, blühte nicht nur der Thymian rosa, sondern auch die silberblättrige »Belle de jour«, Cistus x incanus. Diese »Schöne des Tages« hat bis jetzt drei Winter spielend gemeistert. Pünktlich am 1. Juni, eine Woche später, begann dann die Blüte der lorbeerblättrigen Zistrosen, Cistus laurifolius. Am Morgen des 2. Juni öffneten sich zwei Blüten, am 10. Juni konnte ich sie nicht mehr zählen. Soweit der Vorreiter auf der Terrasse. Eine Woche später begannen 6 weitere Büsche, die der Sonne nicht so voll ausgesetzt waren. Man mag der Einzelblüte nachtrauern, die schon am späten Mittag die Blütenblätter fallen lässt. Aber es werden ja immer mehr und nicht nur wir Betrachter, auch viele Insekten, Schwebfliegen, Wildbienen und Honigbienen laben sich über 3 bis 4 Wochen. Und besonders erfreulich: jedes Jahr finden sich im Garten neue Sämlinge der Zistrosen.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text und Fotos: Christian Seiffert