Gelbe Seerose mit Duft und Kindel

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So ein kleiner Badeteich, wie ich ihn vor vier Jahren in unserem Kreativgarten angelegt habe, bietet einige Reize. In erster Linie dient er meiner Frau und mir zur Erfrischung nach getaner Gartenarbeit. Bei einem kühlenden Bad eröffnen sich uns aber noch andere Blickwinkel, wie wir sie anders nie genießen könnten, auch nicht, wenn wir uns flach auf den Bauch legen würden. Wir können unsere kleine Gartenwelt buchstäblich aus der Froschperspektive betrachten. Vom Badebereich in der Mitte blicken wir auf Augenhöhe in die Pflanzengemeinschaft des Vegetationsgürtels rund um das Badebecken.

Mit Augen und Nase kommen wir mit der Gelben Seerose (Nymphaea odorata ‘Sulphorea’) in Berührung. Wir atmen ihren zarten, lieblichen Duft ein.
Von dieser Seerose haben wir zwei Exemplare, die von Juli bis September immer wieder neue sternförmige, schwefelgelbe und duftende Blüten hervorbringen. Das an dieser Stelle der Vegetationszone nur 70 Zentimeter tiefe Wasser erwärmt sich schnell in der Sonne, es ist wärmer als das Wasser im Badebereich, in dem wir uns erfrischen. Bei einer Wassertemperatur von oft mehr als 20 °C gedeihen unsere beiden Gelben Seerosen vorzüglich.

Doch sie haben uns mit einer Besonderheit überrascht: Aus der Blüte entwickeln sie eine zweite Blüte, genauer gesagt ein Kindel mit Blättern und Wurzeln, eine neue kleine Seerose. Die bleibt mit der Mutterpflanze durch den Blütenstängel verbunden, bis deren Blüte nach wenigen Tagen verwelkt ist. Dann führt sie im Teich ein eigenständiges Leben weiter. Die Wurzeln suchen Halt auf dem Teichboden. Wir könnten diese Jungpflanze herausnehmen und in ein anderes Becken pflanzen, also unsere gelben Seerosen auf diese Weise vermehren. Doch leider fehlt und dazu der Platz. Und was sollen wir auch mit so vielen Seerosen? Die Überraschung, diese faszinierende Beobachtung ist genug Grund zur Freude in unserer kleinen Wasserwelt des Badeteiches.

Wolfram Franke
aus Vaterstetten Handfeste Gartenarbeit und Schreiben, sowohl mit grüner Tinte als auch mit dem Computer, gehören für Wolfram Franke zusammen. Seinen seit 1994 gewachsenen Kreativgarten in Vaterstetten hat er mit alten Baustoffen gestaltet.
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Text und Fotos: Wolfram Franke