Oktoberfreuden

Text: Hubertus Albersmeier
Fotos: Ute Eckartz
Foto Imperata cylindrica 'Red Baron': Gerlinde Sachs

Der frühe Zaunkönig, der heute morgen lautstark das durch Raureif und Bodennebel gleißende Sonnenlicht bejubelte, als ich gerade den Garten betrat, der allein kann meine Fröhlichkeit nicht erklären. Auch der uralte Fasanenhahn-Eremit, seit vielen Jahren schon haremsloser Zaungast im Feldgartenpanoptikum, der an diesem wunderschönen Oktobermorgen verstohlen, nur mal für sich zur Übung, einen kleinen Balzruf absondert, auch der erklärt nicht meine gute Laune. Schon eher eine Kette Wildgänse mit ihrem sirrenden Flügelschlag, die sich doch langsam bemüßigt fühlen, dicht über den Bäumen aus der Lippeaue kommend, wenigstens bis zum Niederrhein weiterzuziehen. Man schaut ja doch eben, ob Nils Holgersson nicht aufsitzt.

Endgültig mein Freund ist der Morgen, als ich die eifrige Nachbarskatze aus dem Teil des Gartens, in dem ich kürzlich die Wühlmausinvasion entdecken musste, mit einer kapitalen Wühlmaus im Fang sehe. Schnurstracks wird sie sie zum Hintereingang des Nachbarhauses bringen um dort noch etwas mit ihr anzugeben. Richtig so, Schnurribor, braves Tier!

So schöne Tagesanbrüche machen kümmerig – und leise! Da heult man mit keiner Säge rum, bolzt nicht mit dem Rodespaten, nein, da wende ich mich freundlich den Pflegefällen zu: Seit drei Jahren etabliere ich ein drei Meter langes Pflanzband des schönen rotlaubigen Imperata cylindrica 'Red Baron' in einem Staudenbeet. Ich bekam es als spatenblattgroßes, abgestochenes Teilstück, teilte es damals bis ins feinste Rhizom, wollte eine möglichst große Fläche damit bedecken, stellte mir genau vor, wie es sich dicht zieht und als beetbestimmendes Element wirkt! Das ist jetzt drei mickrige Jahre her, hoher Pflege- und Jäteaufwand bei wenig Wirkung. Heute bekommt es doch nochmal die volle Zuwendung, wird akribisch durchgejätet und anschließend mit Kompost dünn gemulcht.

 

Ich entdecke dann ein Teilstück meiner holzhackschnitzelgemulchten Gartenwege mit ganz vielen Wurmhumushaufen oben drauf. Jetzt werde ich ganz zum gartentechnischen Gutmenschen, sammle einen Eimer davon und revitalisiere damit meine Hosta-Topf- Kübelpflanzensammlung, um sie damit in den Winterschlaf zu entlassen.

Die immergrünen Formschnittgehölze Ilex, Eibe, Scheinzypresse sind vom Blattfall mit einer nassen Laubhaube belegt. Das könnte bis zum Frühjahr zum Absterben bedeckter Pflanzenteile führen. Wie schön ist es, sie deshalb noch einmal akkurat auszukämmen und auch nachzuschneiden. So stimmen bis in den Sommer die Konturen, sowas ist schon so wie ein Wechsel auf die Zukunft – etwas bis weit ins neue Jahr schon fertig zu haben! So wandeln sich die ersten Nischen im angehenden Novembergarten in wieder Vorzeigbares, Überarbeitetes, Modifiziertes. Das imprägniert mich gegen das graue Nebelnässen, das Erreichen der Frostgrenze und den Winterblues!!

 

Hubertus Albersmeier
... im Lippetaler Bördeboden gut auf- und eingewachsen. Nach jugendlichen Ausflügen in die Autoschrauber- Szene widmet er sich beständig und mit nicht nachlassender Euphorie der Gartenkultur. Nicht zurückschreckend vor hohen Leitern und gefährlich...
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Text: Hubertus Albersmeier
Fotos: Ute Eckartz
Foto Imperata cylindrica 'Red Baron': Gerlinde Sachs