Südliche Schönheit – goldene Früchte

Text und Foto: Angelika Traub
Bild 1: Quelle Wikimedia Commons: Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Cydonia_oblonga_-_K%C3%B6hler%E2%80%93s_Medizinal-Pflanzen-049.jpg
Bild 2: Quelle Wikimedia Commons: Quittenfrucht am Baum: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/04/Quitte_am_Baum.jpg
Bild 3: Quelle Wikimedia Commons: Blätter eines Quittenbaums: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Cydonia_oblonga_leaves.jpg
Bild 4: Quelle Wikimedia Commons: Blossoms of quince (Cydonia oblonga): https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:QuinceBloom.jpg

Schmeckbirne, Baumwollapfel, Kütte, was mag sich hinter diesen klingenden alten Namen verbergen? Sie war schon fast aus unseren Gärten verschwunden, diese uralte Kulturpflanze mit den prächtigen goldenen Früchten. Ursprünglich beheimatet im östlichen Kaukasus, liegen erste Nachweise ihrer dortigen Kultivierung über 4000 Jahre zurück.

Die alten Griechen brachten den »kydonischen Äpfeln« göttliche Verehrung entgegen. Sie galten als Symbol für Liebe und Fruchtbarkeit – leicht zu raten, dass Kydonia, das heutige Chania im Nordwesten Kretas, hier als Namensstifterin fungierte.

Die Römer brachten Cydonia oblonga, die Quitte, dann über die Alpen mit in den Norden. In der Landgüterverordnung Karls des Großen ist sie bereits verzeichnet, und auch die Medizin wusste früh ihre wohltuenden und heilenden Eigenschaften zu nutzen. Heutige Forschungen bestätigen die stark antiseptische, entschlackende und Schadstoffe bindende Wirkung ihrer Früchte, die sogar mehr Vitamin C und Mineralstoffe enthalten als Äpfel und Birnen. Sie wachsen, behutsam geschnitten, zu malerisch-bizarren Großsträuchern oder klein bleibenden, aber charaktervollen Baumgestalten heran. Ihre attraktiven weißen, zartrosa überhauchten Blüten duften fein und können, anders als die Blüten vieler Obstgehölze, zum Glück nicht vom Frost zerstört werden. Sie entfalten sich erst spät im Mai. Blätter und Früchte sind mit einem zartfilzigen Pelz überzogen, der in heißen Sommern vor Austrocknung schützt. Und tatsächlich erweist sich Cydonia oblonga als Sonne liebendes südliches Geschöpf. Die heißen und immer trockener werdenden Sommer des Klimawandels scheinen ihr sogar zu gefallen! Ein Grund mehr, ihr wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Wie kann es trotz dieser vielen Vorzüge sein, dass sie über Jahrzehnte kaum mehr gepflanzt wurde? Noch Ende des letzten Jahrhunderts wurden die wenigen Kenner und Pflanzwilligen von den meisten Baumschulen abgewiesen: »Das lohnt sich nicht für uns, die ollen Dinger will doch keiner mehr...«.

Die noch bis in die 50er Jahre ob ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten geschätzten »ollen Dinger« widersetzen sich dem Tempo unserer Zeit. Roh kann man sie, bis auf ganz wenige, kaum erhältliche Sorten, nicht genießen. Ohne Arbeit also kein Genuss. Sicher ist das einer der Gründe, warum sie mit der aufkommenden Industrialisierung und ihrer nie gekannten Fülle preiswert produzierter Gelees, Konfitüren und Süßigkeiten immer seltener verarbeitet wurde zu köstlichem Quittengelee oder Quittenbrot. Und wer weiß noch, wie fein-aromatisch Quittensaft schmeckt?

Das Schöne ist – wir lernen es gerade wieder! Die allgegenwärtigen geschmacksnivellierten Supermarktprodukte rufen mehr und mehr die Sehnsucht nach Authentischem, Unverfälschtem wach, für das viele gärtnernde Menschen wieder gern ein wenig Mühe in Kauf nehmen. Eine Rückbesinnung, die in diesem Fall besonders schöne Früchte trägt. Neue Quitten-Kochbücher erscheinen, und es gibt wieder etliche Baumschulen, die verschiedene Sorten von Cydonia oblonga veredeln – immer öfter auch über eine Handvoll Sorten hinaus, die vielleicht noch im »Notprogramm« geblieben waren. Auch, ja gerade für den kleinen Garten ist ein Quittenbäumchen allererste Wahl: Blütenpracht, köstliche Früchte und mediterranes Flair – geht noch mehr?

Ein toller Ausflugstipp ist der 4 Kilometer lange Astheimer Quittenlehrpfad im fränkischen Weinland. Hier kann man knorrige alte Quittenbäume und Quittensträucher bestaunen. Infotafeln vermitteln viel Interessantes und Wissenswertes rund um die Quitte.

Angelika Traub
Aus dem Forsthaus | Angelika Traub betreut Redaktion und Lektorat unseres Gartenmagazins. Sie lebt und gärtnert am Rande des Sollings. Im großen Landschaftsgarten mit seinen weitläufigen Staudenpflanzungen und vielen besonderen Gehölzen kann sie ihrer...
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Text und Foto: Angelika Traub
Bild 1: Quelle Wikimedia Commons: Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Cydonia_oblonga_-_K%C3%B6hler%E2%80%93s_Medizinal-Pflanzen-049.jpg
Bild 2: Quelle Wikimedia Commons: Quittenfrucht am Baum: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/04/Quitte_am_Baum.jpg
Bild 3: Quelle Wikimedia Commons: Blätter eines Quittenbaums: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Cydonia_oblonga_leaves.jpg
Bild 4: Quelle Wikimedia Commons: Blossoms of quince (Cydonia oblonga): https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:QuinceBloom.jpg