Was machen mit dem Laub im Herbst

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Bei der Gartenpflege wird deutlich, welche Wirkungen einzelne Maßnahmen haben. Da sind die vordergründigen Ergebnisse, wie das ordentlich gehackte Beet, das gejätete Unkraut, die geschnittenen Stauden und Gehölze, der geschorene Rasen etc. Der Erfolg ist vorübergehender Natur, die Maßnahmen müssen in ziemlich kurzen Abständen wiederholt werden. Solche Tätigkeiten greifen andererseits massiv in das Naturgeschehen ein, und dessen muss man sich bewusst sein.

Ein brillantes Beispiel dafür ist das Laub, das uns die Bäume regelmäßig jeden Spätherbst bescheren. Es wird ja gewöhnlich als eine Last empfunden. Allgemeines Stöhnen ist im Oktober zu hören, Laubgebläse werden angeworfen, dem Wind wird Konkurrenz gemacht. Falllaub, der Inbegriff des Herbstes, wird zum Teufelswerk. In der freien Natur, im Wald, in den Hecken gehört es zum Lebenskreislauf. Vom Regenwurm, über Pilze bis zu Mikroorganismen setzen die Bodenlebewesen alles daran, es in Humus zu verwandeln. Das ist keine Gratisleistung. Sie ernähren sich von enthaltenen Kohlenstoffverbindungen. Die ursprünglich im Laub enthaltenen Nährstoffe stehen nun wieder den Gehölzen zur Verfügung, aber auch den vielen Pflanzen, die unter den Gehölzen wachsen.

Wie das? Werden die Pflanzen unter den Bäumen und Sträuchern nicht vom Laub erstickt? Das hängt davon ab, welche Pflanzen unter den Gehölzen stehen. Am Waldrand und im Laubwald wird man nur Pflanzen finden, die mit dem Laub umgehen können, die es vertragen und die das Laub auch brauchen. Das sind zum Beispiel die Frühlingszwiebelpflanzen. Die Botaniker sprechen von Geophyten. Die bohren sich durch das vom Schnee auf den Boden gepresste Laub, kommen ans Licht und blühen, solange die Gehölze noch kahl sind und Licht und Wärme der Sonne hindurch lassen. Winterlinge, Schneeglöckchen, Lerchensporn, Krokusse, Scilla, usw... Aber auch andere Stauden bohren sich durch das Laub: Buschwindröschen, Lungenkraut, Waldmeister, Salomonssiegel, Leberblümchen, Sauerklee. All diese „Waldstauden“ nehmen es übel, wenn man ihnen das schützende Laub nimmt oder ihre Ruhe gar durch Hacken stört. Übrigens werden viele sogenannte Unkräuter durch Laub am Aufkommen behindert. Sie können gar nicht erst keimen oder sie gehen durch Lichtmangel ein. Unter Gehölzen versammelt sich also eine ganz spezielle Pflanzengemeinschaft.

Da es auch unzählige Gartenpflanzen gibt, die Laub gar nicht vertragen und darunter wirklich ersticken, muss das Laub an diesen Standorten entfernt werden. Man sieht also, alles hat seine Wirkung, das Laub zu entfernen genauso wie das Laub liegen zu lassen.
Was sollte nun mit dem Laub geschehen, das an unpassenden Stellen liegt? Auf Rasenflächen, auf Wegen, in manchen Staudenrabatten?

Oder was macht man mit Walnusslaub, das auf jeden Fall entfernt werden sollte, weil es so viel pflanzenschädliche Gerbsäure enthält? Wenn es der Platz nur irgendwie erlaubt, sollte man es kompostieren. Das bedarf keines großen Aufwandes. Vier Pfähle und ein Maschendraht bilden einen Käfig, der das Laub zusammenhält und verhindert, dass der Wind es wieder in alle Himmelsrichtungen verteilt. Umgesetzt werden muss dieser Laubkompost nicht. Ist der Käfig voll, baut man daneben einen neuen. Nach etwa fünf Jahren ist das Laub verrottet und als Lauberde zu verwenden. Dieses wunderbare Substrat ist für viele Kübelpflanzen unentbehrlich. Myrten, Kamelien, Citrus, Rhododendren etc. sind dankbar für Lauberde als Grundsubstanz. Und wenn man zu viel Lauberde hat, kann man sie im Herbst unter Bäume und Sträucher verteilen.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text und Fotos: Christian Seiffert