Fetthennen

Ihr »Rufname« ist wenig schmeichelhaft und dürfte ihnen kaum zu Ehre gereichen – dafür erweisen sie uns ihre Ehre! Fetthennen sind äußerst genügsame und dankbare Dickblattgewächse, die zumeist auf sonnigen, warmen Standorten mit gut durchlässigen Böden bestens und vielfältig einsetzbar sind. Vom Bund deutscher Staudengärtner wurde die Gattung Sedum zur »Staude des Jahres« 2011 gekürt.

Mit mehreren hundert verschiedenen Arten präsentiert sich die auf der gesamten Nordhalbkugel, aber auch in Mexiko und Afrika beheimatete Gattung Sedum recht vielschichtig. Und zwar mit ein- und zweijährigen Vertretern, genauso wie sommer- und wintergrünen Stauden, Halbsträuchern und Sträuchern. Allen gemeinsam ist, dass es sich um skurrile, dickfleischige Gesellen handelt, die in Trieben und Blättern Wasser für Dürrezeiten vorhalten. So können sie recht gelassen karge und trockene Standorte besiedeln, sich in Ritzen und Fugen breit machen und sich als Überlebenskünstler beweisen.

Die hierzulande für den Garten geeigneten Arten, die sich durch gute Winterhärte und Mehrjährigkeit auszeichnen, lassen sich ganz grob in zwei Gruppen einteilen: Niedrige Polsterfetthennen, auch Mauerpfeffer oder Polster-Fettblatt genannt, die vor allem in Stein- und Kiesgärten, als Bodendecker oder auf Gründächern ihre Stärken ausspielen, und Hohe Fetthennen, die sich gerne auch ins Staudenbeet und die Rabatte gesellen. Fast alle Vertreter eignen sich bestens zur Trog- bzw. Kübelhaltung, sind außerdem wertvolle Insektennährpflanzen und Schmetterlingsmagneten und haben einen hohen Winterzierwert.

Pflanzen mit Tradition

Wenn früher auch nur ein kleiner Teil des heutzutage verfügbaren Sedum-Sortiments bekannt war, führten die (heimischen) Pflanzen dennoch kein Nischendasein, sondern waren als Heil- und Nutzpflanzen geschätzt und mauserten sich mit der Zeit – vor allem nach Einführung und Kreuzung mit fremden Arten – zu beliebten Zierpflanzen. Die Vitalität der Pflanzen erweckte verständlicherweise schon früh die Aufmerksamkeit und so wurden niedrige Sedum – ähnlich wie Semperviven – auf Dächern und Mauerkronen platziert, zur Abwehr von Blitzen und Unheil!

Die Verwendung der verschiedenen Sedum-Arten zu diversen Heilzwecken hat ebenfalls jahrhundertelange Tradition, u. a. gegen Hühneraugen und Warzen, gegen Schmerzen von Brand- und Quetschwunden etc. Sedum telephium ist auch heutzutage noch eine bewährte »Zutat« in Hautpflegemitteln. Die Tripmadam (Sedum reflexum bzw. Sedum rupestre) hat sich sogar bis in die Nutz-/Gemüsegärten vorgearbeitet und dort lange Zeit Präsenz gezeigt. Die Triebe haben einen leicht säuerlichen Geschmack und lassen sich in Salaten, Suppen sowie zu Fleisch und Fisch verwenden. Heutzutage eher in Frankreich als hierzulande geschätzt, ist die Tripmadam dennoch ein »berühmtes« Würzkraut in der Hamburger Aalsuppe.