Wir kultivieren gern
Text: Daniel Pfeiffer
Fotos: Staudengärtnerei Gaißmayer
Mit Stauden zu arbeiten ist faszinierend. Ihre Vielfalt, das enorme Gestaltungspotential, nicht zu vergessen ihre oft auch ökologische Bedeutung, z. B. für die bedrohten Bestäuber, begeistern mich genauso wie unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gärtnerisches Können und der Einsatz vieler fleißiger, kundiger Hände sind eine unabdingbare Voraussetzung, wenn man Pflanzen ökologisch und mit hohem Qualitätsanspruch kultivieren will – genau das ist und bleibt unser Bestreben.
Denn wir »produzieren« keine Stauden, wir kultivieren sie und verstehen uns damit auch als Vermittler nachhaltiger Gartenkultur. Nur starke, gesund herangezogene und abgehärtete Pflanzen können später im Freiland zeigen, was in ihnen steckt und über viele Jahre ihr volles Potential entfalten. Zudem legen wir großen Wert darauf, unser Fachwissen auf vielfältige Weise weiterzugeben. Das ist zeit- und personalintensiv.
Industrielle Massenproduktion und Handelsriesen können, bzw. wollen das nicht leisten. Aber sie bedienen einen großen Markt. Pflanzen werden so zur allzeit verfügbaren Mitnahme-, Schnäppchen-, Deko- und oft Wegwerf-Ware.
Unter dem Konkurrenzdruck dieses Marktes ist es für uns gärtnerische Fachbetriebe eine enorme Herausforderung, den selbstgewählten Qualitätsanspruch aufrecht zu erhalten. Unsere Herstellungswege sind personal- und arbeitsintensiv, gleichzeitig müssen (und wollen!) wir ökonomisch denken und handeln. Massenproduzenten reduzieren die Produktpalette und standardisieren die Arbeitsabläufe. Sie ersetzen Menschen, wo irgend möglich, durch Produktivität steigernde Automatisierung und ein künstlich kontrolliertes »Wachstumsklima« für die Anzucht ihrer Pflanzenware. Das sorgt für niedrige Preise und maximale Rendite.
Diese Form der wirtschaftlichen Effizienzsteigerung ist nicht unser Weg. Wir wollen weiterhin ein großes Sortiment anbieten und »leisten« uns Vielfalt, obwohl wir wissen, dass nicht jede Pflanze ein Renner werden kann. Zudem ist es unser Anliegen, beste Qualität, Sortenerhalt und Sortenreinheit zu garantieren. Das erreichen wir nur mit qualifizierten, fachlich geschulten Mitarbeitern, denen wir – bei aller Bereitschaft zur Rationalisierung – einen guten und möglichst angemessen bezahlten Arbeitsplatz bieten wollen.
Wie aber lässt sich dieser Kurs halten, ohne durch Idealismus das Wohl des Betriebs zu gefährden? Wir setzen auf Flexibilität und sorgen dafür, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jenseits ihres eigenen Zuständigkeitsbereichs auch möglichst viele weitere im Gesamtbetrieb anfallende Aufgaben übernehmen können. In Arbeitsgruppen können sie sich aktiv einbringen und mitgestalten. Für unsere Führungskräfte organisieren wir darüber hinaus fortlaufende Workshops. So sind wir gut gerüstet und können bestmöglich auf wechselnde Herausforderungen reagieren.
Um diese Art der Zusammenarbeit gezielt fördern zu können, habe ich in den letzten Jahren viel dazu lernen müssen. Wir haben eine externe Beratungsagentur eingeschaltet, die uns -und vor allem auch mir als Geschäftsführer – den Spiegel vorgehalten hat. Alle, wirklich alle Mitarbeiter wurden befragt und haben kein Blatt vor den Mund genommen. Es war manchmal hart zu sehen, welche blinden Flecken bisher unerkannt blieben und wo Konfliktpotential lauerte. Nicht nur die Gärtnereileitung, auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das in einem transparenten Prozess sehen und nachvollziehen können. Ein transparenter, aber auch intensiver Prozess, der letztlich bewirkt hat, dass die Kernmotivation gesteigert werden konnte und viele gute Ideen geholfen haben, uns leistungsfähiger aufzustellen. Motivation muss bei uns von innen kommen, denn die Arbeitsbelastung ist in der Saison phasenweise enorm hart. Dann müssen alle an ihre Grenzen gehen, vollen körperlichen Einsatz zeigen, dennoch täglich gern in die Gärtnerei kommen und vor allem gesund bleiben. Das ist ein Belastungstest, den wir aufgrund unseres hochmotivierten Teams jedes Jahr aufs Neue meistern, dafür an dieser Stelle mein großer Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Unternehmerisch gesehen ist diese Arbeit nach Innen eine Investition, aber eine, die nicht nur zahlengetrieben ist. Wir Gärtnerinnen und Gärtner sehen die Welt mit anderen Augen. Wir kultivieren gern. Eine gute Unternehmenskultur kann helfen, diesen Kurs zu halten.
Und wir hoffen, dass unsere Kunden davon etwas spüren, wenn sie in der Vielfalt unseres Angebots stöbern oder ihr Staudenpaket öffnen und sich über die Gartenschätze freuen.
Text: Daniel Pfeiffer
Fotos: Staudengärtnerei Gaißmayer