Alchemilla xanthochlora - Gewöhnlicher Frauenmantel
Gewöhnlicher Frauenmantel ist zweifellos eine der reizvollsten Heilpflanzen im Garten. Äußerlich ähnelt er Alchemilla mollis. Besonders schön ist der Anblick der glitzernden Tropfen, die sich morgens auf den fein gefältelten, samtig wirkenden Blättern sammeln. Vom späten Frühling bis zum Sommer erscheinen die leuchtend gelbgrünen Blütenbüschel, die honigsüß duften.
Frauenmantel wird auch Marienmantel, Taumantel, Frauenhilf, Sinau, Alchemistenkraut oder Silberkraut genannt. Der lateinische Name leitet sich von der Verwendung durch die Alchemisten ab, die die von der Pflanze ausgeschiedenen „Tautropfen“ (Guttation) bei ihren Versuchen verwendeten, den Stein der Weisen zu finden und mit dessen Hilfe schließlich Gold herzustellen.
Die Pflanze war der Gottesmutter Maria geweiht (ihre Blätter sollten an den Mantel der Madonna erinnern) und hatte immer eine ganz besondere Bedeutung für Frauen. Sie galt in vielfacher Hinsicht als Jungbrunnen und sollte vor dunklen Mächten schützen.
Es gibt wenige Heilpflanzen, bei denen das erfahrungsgeleitete, von Generation zu Generation weitergegebene Wissen der Volksheilkunde und die Meinung der Schulmedizin so weit auseinander klaffen. So gesteht die moderne Medizin diesem alten Heilkraut lediglich eine Wirksamkeit bei Durchfallerkrankungen und sonstigen Magen- und Darmstörungen zu. Jedoch sind seine Wirkstoffe, Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide und ätherisches Öl, wenig erforscht; ernsthafte Überprüfungen der Heilwirkungen fehlen.
Im Gegensatz dazu steht Frauenmantel in der überlieferten Volksheilkunde, besonders in der Frauenheilkunde, hoch im Kurs. Die vielseitige Pflanze wird zur Behandlung von hormonell bedingten Beschwerden wie Wechseljahresproblemen, Menstruationsbeschwerden, aber auch Impotenz empfohlen. Pflanzliche Hormone sollen für diese Wirkungen sorgen. Auch als Mittel während der Rekonvaleszenz, nach einer Entbindung oder bei Unterleibsbeschwerden hat das Kraut eine lange Tradition. Frauenmantel wirkt zusammenziehend und krampflösend.
Als Mittel zur Blutreinigung und bei Stoffwechselstörungen genießt Frauenmantel einen guten Ruf. Besonders empfohlen wird ein Tee aus Frauenmantel und wilden Stiefmütterchen jungen Mädchen, die unter Hautunreinheiten leiden. Die von den Blättern abgesonderten Tropfen sollen der Überlieferung nach die Haut klären und sogar Sommersprossen zum Verschwinden bringen.
Äußerlich verwendet man den Tee als Mundspülung und Gurgelmittel bei Entzündungen und Halsschmerzen, Kehlkopfentzündung und zur Wundheilung nach dem Zahnziehen, zur Scheidenspülung oder als Sitzbad bei Ausfluss und Entzündungen, als Waschlösung bei entzündeten Augen, eiternden Wunden und Ekzemen.
Verwendet wird das blühende Kraut. Die höchste Wirksamkeit soll das Kraut haben, wenn es zwischen dem 15. August und dem 14. September geerntet wird. Die zarten jungen Blätter können im Rahmen einer Frühjahrskur Salaten oder Kräutersuppen zugefügt werden.