Melissa officinalis - Melisse
„Melisse ist ein Wundermittel für das Gehirn. Sie stärkt das Gedächtnis und vertreibt Melancholie“, stellte John Evelyn 1679 fest. Und Hildegard von Bingen meint, dass man gern lacht, wenn man sie isst, denn „Melisse mache das Herz fröhlich“.
Besonders an Rhein und Main wurde mit großem Erfolg nach angeblich ganz geheimen Rezepturen ein „das Gedächtnis stärkender Melissengeist“ hergestellt. Nur böse Zungen behaupten, dass der hohe Alkoholgehalt des Geistes das Seine zu der Wirkung beigetragen haben könnte.
Auf der sicheren Seite ist, ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen, wer einen Teeaufguss aus der frischen zitrusduftenden Pflanze zubereitet. Melissentee ist ein Hausmittel im besten Sinne, von Paracelsus gar das "Elixier des Lebens" genannt und zudem sehr genussreich. Melisse hat eine beruhigende Wirkung auf das Herz und das Nervensystem und wird deshalb bei Unruhe oder nervösen Einschlafstörungen empfohlen. Sie ist ein mildes Antidepressivum.
Ein Aufguss aus den frischen Blättern kann als Tee bei Depressionen, nervöser Erschöpfung, Verdauungsstörungen, Übelkeit und im Frühstadium von Erkältung und Grippe gute Dienste leisten. Der Aufguss aus getrockneten Blättern ist dagegen nur schwach wirksam. Dampfbäder mit Melissenblättern verscheuchen eine beginnende Erkältung. Ein entspannendes, krampflösendes Melissenbad wiegt in den Schlaf.
Inzwischen wurde auch die antibakterielle und antivirale Wirkung des ätherischen Öles der Melisse bestätigt. Eine Creme aus der Pflanze kann erfolgreich bei der Behandlung von Herpes-Bläschen eingesetzt werden. Melissenöl hat eine lange Tradition bei der Likörherstellung und wurde zum Geheimmittel französischer Karmeliter. Das ätherische Öl hat die gleichen Eigenschaften wie die Blätter, ist aber wesentlich effektiver. Kleine Dosierungen sind meistens am wirkungsvollsten. Leider ist das reine ätherische Öl sehr teuer und nur sehr selten rein im Handel erhältlich. Es wird oft mit Zitronen- oder Zitronengrasöl (Citronellöl oder indische Melisse) gestreckt.
Die bekannte Tee-, Küchen- und Heilpflanze mit Zitronenduft und würzigem, zitronenähnlichem Geschmack liebt warme, lockere, kalkreiche Böden. Ein kräftiger Rückschnitt nach der Blüte fördert den Neuaustrieb und verhindert Selbstaussaat. Die Pflanze wird zur Gewinnung des ätherischen Öles benutzt und ist eine gute Bienenweide. Besonders viel Aroma entwickeln die Blätter, bevor das Streckungswachstum und die Blütenbildung einsetzen. Zu diesem Zeitpunkt sollte geerntet werden. Leider geht der Zitrusduft beim Trocknen fast völlig verloren. Bei Melisse können Sie zwischen Sorten mit verschiedenen Geschmacksrichtungen wählen.