Ernst Pagels (1913 – 2007) – Stauden»ausleser« mit Leidenschaft

Nach Karl Foerster, seinem großen Vorbild, und Georg Arends gilt Ernst Pagels als einer der bedeutendsten deutschen Staudenzüchter des 20. Jahrhunderts. 130 von weit über 300 von ihm gezüchteten Staudensorten führte er ein. Viele von ihnen sind auch heute noch weltweit in den Sortimenten der Staudengärtnereien vertreten. Besonders seine Salvia- und Miscanthus- Züchtungen machten ihn international bekannt. Damals wie heute sind Name und Lebenswerk Ernst Pagels' im europäischen Ausland und den USA hochgeschätzt. Auch Piet Oudolf (NL), heute selbst ein international gefeierter Gartendesigner, war einer seiner »Jünger«, pflegte den Kontakt mit Pagels und erkannte schon in jungen Jahren das große qualitative und gestalterische Potential seiner Züchtungen.

Ernst Pagels wurde am 09. Oktober 1913 in Lübeck geboren. Nach der Gärtnerausbildung in Leer, einer Weiterqualifizierung zum Gartenbautechniker in Berlin und einigen Stationen in verschiedenen Gärtnereien ging sein langgehegter Wunsch in Erfüllung, bei Karl Foerster in Potsdam-Bornim arbeiten zu können, wo er bis zur Einberufung 1939 blieb. Hier verinnerlichte er den Foersterschen Geist, war fasziniert von dessen Persönlichkeit, der innovativen Art der Gartengestaltung, Staudenverwendung und Züchtung ganz neuer robuster, langjährig gartenwürdiger Stauden. Schon damals, also sehr früh in seiner Laufbahn, entwickelte Pagels eine besondere Liebe zu den Gräsern, die erst ganz allmählich Eingang in die Gartengestaltung fanden und später eine Hauptrolle in seinem züchterischen Werk spielen sollten.

1949 gründete er seine eigene Staudengärtnerei in Leer/Ostfriesland, wo er als Gartenarchitekt und Staudenzüchter wirkte. Hier entstanden seine vielen wertvollen Miscanthus-Züchtungen, er widmete sich aber auch intensiv Pennisetum, Salvia nemorosa, Sedum, Achillea und vielen anderen Gattungen. Pagels betrachtete die Natur als klugen Lehrmeister, das prägte auch seine Methode des Züchtens. Er wehrte sich sogar gegen dieses Wort und sagte einmal: »Wer züchtigt, der stellt sich über jemanden. Ich bin aber nur Teil von etwas, durch Züchtigung schafft man keine charakterstarken Persönlichkeiten – aber genau das sollen ja meine Stauden sein!«. Pagels war ein hervorragender Pflanzenkenner, ausgestattet mit einem begnadeten Auge und untrüglichem Gefühl für das Potential seiner Schützlinge. Geduldig beobachtete er und »fand« so neue Auslesen, die seinen strengen Kriterien genügten.

Im Laufe seines Lebens wurden ihm viele Auszeichnungen und Ehrungen zuteil:
1986 erhielt er die Georg Arends Medaille (sie gilt als die höchste Auszeichnung des deutschen Gartenbaus), die Goldene Ehrennadel und den Karl-Foerster-Ring des Bunds deutscher Staudengärtner (1992), den International Contributor Award der amerikanischen Perennial Plant Association (2000), die Karl-Foerster-Medaille in Gold der Gesellschaft der Staudenfreunde (2001) und den Reginald Cory Memorial Cup der Royal Horticultural Society (2006).

Der Schaugarten seiner Gärtnerei in Leer, wo er über 50 Jahre tätig war und seine Züchtungen entstanden, zog schon zu Pagels Lebzeiten viele Besucher und Kollegen an. Noch vor seinem Tod gründete der Anthroposoph Pagels auf seinem Gelände einen Waldorf-Kindergarten, da ihm die direkte Begegnung von Mensch und Natur sehr am Herzen lag.

Nach seinem Tod im Jahr 2007 versuchte die anthroposophische Stiftung Mercurial, Anwesen und züchterisches Erbe als Waldorf-Standort und Bürgergarten zu erhalten, darauf hoffend, dass das Projekt sich zukünftig durch örtliche Unterstützer tragen würde. Aber was im gartenaffinen Großbritannien vermutlich zu einer mit öffentlichen Geldern geförderten, bestens besuchten Kultstätte für den großen Gartenmann geworden wäre, gestaltete sich hierzulande äußerst schwierig. Das ging sogar so weit, dass die Stadt Leer einen Teil des Pagels-Areals bebauen wollte. Erst seit im Dezember 2018 der gemeinnützige Förderverein Ernst Pagels' Garten e.V. gegründet wurde, zeichnet sich eine Hoffnung machende Entwicklung ab. Gründungsmitglieder waren u.a. so prominente und bekannte Gartengestalter und Gärtner wie Piet Oudolf (Hummelo/NL), Peter Janke (Hilden), Felix Merck (Potsdam) Konrad Näser (Potsdam), und Gerhard Mühring (Westeroverledingen), der sich unermüdlich für den Erhalt der wertvollen Züchtungen Ernst Pagels' einsetzt. Und natürlich ist auch Dieter Gaißmayer dabei, er war Ernst Pagels auch persönlich sehr verbunden, besuchte ihn häufig in Leer und führte eine umfangreiche Korrespondenz mit ihm.

Wer helfen will, dieses bedeutende Stück Gartengeschichte zu erhalten, ist ebenfalls herzlich eingeladen, mit einer Mitgliedschaft oder Spende unterstützend wirken, denn „Pagels' Garten in Leer lebt!" so die Botschaft von Anke Boekhoff, der tatkräftigen 1. Vorsitzenden des Fördervereins, deren Bericht über Geschehenes und Geplantes Sie hier nachlesen können.



Züchtungen von Ernst Pagels im Sortiment der Staudengärtnerei Gaißmayer

Gräser:

 

(Stand September 2020)