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Kostbares Herbstlaub
Ein Beitrag von Wolfram FrankeDer Erfinder des Laubsaugers oder auch Laubbläsers muss wohl vom Garten rein gar nichts verstehen. Denn diese Geräte sind weder eine Arbeitserleichterung noch eine Zeitersparnis. Zudem machen sie Lärm, nehmen vielen kleinen Tieren des Gartens den Lebensraum und das Winterquartier und töten sie gar noch.
Die Alternative zu diesen mörderischen Geräten ist ein ganz normaler Laubrechen. Der ist leichter als diese motorbetriebenen Höllenmaschinen, macht keinen Lärm, verbraucht weder Sprit noch Strom, und hat einen langen Stiel der uns das Bücken erspart. Bei naturbewussten Gartenfreunden kommt er nur auf Wegen oder dem Rasen zum Einsatz, keinesfalls aber unter Gehölzen. Denen tut das Herbstlaub gut. Es hält den Boden zu ihren Füßen feucht und zumindest eine Zeit lang frostfrei. Außerdem finden darin Laufkäfer und so manche Kröten und Molche ihr geeignetes Winterquartier.
In jungen Jahren betreute ich die kleine Gärtnerei einer evangelischen Einrichtung im Siegerland. Der Gebäudekomplex mit seiner weitläufigen Anlage lag am Rand eines Eichen-Buchen-Mischwalds. Die Wege und die Rasenflächen musste ich im Herbst immer mehrmals hintereinander von den Blättern befreien. Einen Teil des Laubs kehrte ich direkt unter die Rhododendren. Die Wurzeln dieser immergrünen Sträucher breiten sich flach in einem feinen Geflecht dicht unter der Oberfläche aus. Wenn der Boden unter den Sträuchern gefriert, können sie kein Wasser mehr aufnehmen. Ihre Blätter schlappen, und nach einem frostreichen Winter hat schon so mancher Rhododendron das Zeitliche gesegnet. Eine dicke Mulchdecke aus Laub hält die Erde feucht und den Frost fern, für eine gewisse Zeit jedenfalls.
Den größeren Teil des anfallenden Laubes kompostierte ich auf einem besonderen Haufen. Nach zwei Jahren streute ich den halbverrotteten Laubkompost mit der Schaufel dünn über das frisch unter die Rhododendren gekehrte Laub. Damit waren die Blätter gebunden und konnten nicht vom Wind weggeweht werden. Bereits im verrottenden Laub bildeten die Sträucher im nächsten Jahr willig Wurzeln, die Rhododendren wuchsen und blühten üppig.
Einen Teil des Laubkomposts ließ ich zu Lauberde verrotten. Die konnte ich anstelle von Torf meinen selbst gemischten Kulturerden für Zimmer- und Balkonpflanzen beigeben sowie für die Gemüseanzucht verwenden. Das mache ich auch heute noch so.
Gerade komme ich aus dem Garten vom Laubharken. Mit dem größten Teil der Blätter habe ich die Gemüsebeete gemulcht. Der Rest kam in die Laubkompostbox. Für mich ist Laubharken eine nahezu meditative Arbeit. Dabei muss ich immer an meine Gärtnerzeit vor fast 50 Jahren denken.
Text und Fotos: Wolfram Franke