Auf ein Neues

Text: Christian Seiffert
Fotos: Christian Seiffert und Staudengärtnerei Gaißmayer

Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich‘s Wetter, oder es bleibt wie´s ist. So hieß es früher. Dennoch gab es eine gewisse Zuverlässigkeit beim Witterungsverlauf. Damit können wir jetzt nur noch eingeschränkt rechnen. Zuverlässig ist nur die Sonne. Die Tage werden wieder länger und täglich scheint die Sonne aus etwas höherem Winkel. Schon sind ein paar Vögel zu hören, angeregt durch die Sonne.

Es verwundert darum auch nicht, dass die Gärtner, Gärtnerinnen und Gartenfreunde ihren ersten Gartenhormonschub bekommen, täglich 1-2 Minuten mehr Licht, das wirkt wie bei den Vögeln. Dabei ist der Boden hier tief gefroren und der Garten wirklich nicht einladend. Aber von Ungeduld und Hoffnungsfreudigkeit getrieben machen sie Kataloglektüre oder zählen Samentüten. Dabei sollte man es aber wirklich belassen. Wirklich belassen? In der Natur dehnt sich die Vegetationszeit spür- und sichtbar aus. Oft genug überraschen uns die Haselkätzchen, die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge bereits im Januar. Wen verwundert es da, dass so manche Gartenfreunde und - freundinnen mit Vorkulturen beginnen? Ich werde in Kürze Salat säen, der Anfang März in den Frühbeetkasten kommt. Und es ist wohl auch besser, bald mit der Vorkultur von Paprika zu beginnen, der hat eine sehr viel langsamere Anfangsentwicklung als z.B. die Tomaten. Da reicht die Aussaat Anfang April aus, wenn sie im Mai ins Freie kommen.

Wann geht es denn nun aber richtig los mit dem Gärtnern? Es ist der Boden, der uns ein oder besser mehrere Signale gibt. Er muss natürlich aufgetaut sein, besonders gut durch warmen Regen. Ganz wesentlich  ist jedoch sein Duft. Ja, es muss erdig riechen, und das macht er nur, wenn die unendlich vielen Mikroorganismen aus dem Winterschlaf erwacht sind und zu atmen, zu leben beginnen. Der Duft ist angenehm, verlockend, er  löst gewissermaßen den zweiten Gartenhormonschub aus. Und das vor allem, wenn er erweitert wird durch den Duft von Winterlingen und dem Seidelbast.

Trocknet der Boden dann ab, wird warm, sind die ersten Freilandaussaaten möglich. Wer sich draußen umschaut, sieht, wie die Grünlandbauern ihre Wiesen abschleppen, die Maulwurfshaufen einebnen. Und er sieht, wie am Gehölzrand die Weidenkätzchen zu blühen beginnen. Also Augen auf und beobachten. Je mehr die Erderwärmung unser Klima durcheinander bringt, desto genauer sollten wir die Naturereignisse registrieren und im Garten zur Hilfe nehmen. Die Meteorologen nennen es Phänologie. Hunderte von freiwilligen Beobachtern melden dem DWD, dem Deutschen Wetterdienst, wie sich bestimmte Entwicklungsphasen verfrühen oder verspäten. Sie liefern damit wertvolle Daten zur Veränderung des Klimas.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text: Christian Seiffert
Fotos: Christian Seiffert und Staudengärtnerei Gaißmayer