Gedanken zum Jahreswechsel
Text: Christian Seiffert
Fotos: Christian Seiffert, Stefan Leppert
Im Dezember rückte ein russisches Hoch in beängstigende Nähe. Moskau fror bei -30 Grad und jenseits des Urals bei z.T. -60 Grad halfen nur noch Wodka und die Sauna. Es fehlte nicht viel, fast wäre die Kälte bis in den Osten Brandenburgs vorgestoßen. Ist sie aber nicht oder besser, sie wurde vertrieben von einer Abfolge atlantischer Tiefs. Welche Kraft solche winterlichen Tiefs haben, konnte man daran sehen, dass die Moskauer wieder Tauwetter hatten. Im jamlitzer Garten sorgte Sturm für Ausputz an den Walnussbäumen. Ziemlich dicke, tote Äste lagen am Boden, haben zum Glück nichts und niemanden beschädigt.
Unter einem der Nussbäume steht eine Hamamilis 'Pallida'. Sie konnte es nicht abwarten und blüht bereits, obwohl sie noch nicht einmal alle Blätter abgeworfen hat. Sonst aber blüht noch nichts, das wäre ja auch noch schöner! Das heißt, eigentlich müssten ja die Christrosen blühen, sie tun's aber noch nicht. Man muss sich also mit den Immergrünen, mit Verblühtem, vor allem aber mit Gräsern begnügen, und alle bieten mehr, als man Anfang Januar erwarten kann.
Zu den Immergrünen gehören, bis jetzt, einige Pflanzen von Erysimum 'Bowles Mauve'. Vor vielen Jahren haben wir mal einen geklauten Trieb aus Irland mitgebracht. Noch nie war „Lilalack“, wie wir sie nennen, so üppig in den Winter gegangen. Und so habe ich sie auf Risiko stehen lassen, ein paar Stecklinge überwintern unter Glas.
Nie setzt sich Buchs so brillant in Szene wie im Winter. Auch ohne Schnee hebt sich das kräftige Dunkelgrün sehr überzeugend vom graubraunen Untergrund ab. Die Zistrosen, Cistus laurifolius, alles Sämlinge eines alten Busches, den der Frost hingerafft hatte, sehen gesund aus. Federnelken und Pfingstnelken erfreuen das Auge mit ihrem blaugrauen Blattwerk und besonders apart finde ich die Rosetten von Papaver atlanticum, wahrscheinlich die Sorte 'Double Orange'. Die Rosetten liegen dicht auf den Boden gepresst und leuchten in silbrigem Hellgelb. Ähnlich die Rosetten von Oenothera odorata 'Sulphurea'. Der Mohn und diese duftende Nachtkerze samen sich reichlich aus und geben auch jetzt zu winterlicher Zeit ein interessantes Bild ab zwischen verschiedenen Gräsern und den braunen Blütendolden hoher Sedumpflanzen.
Die Gräser: glücklicher Weise gab es bislang keinen Nassschnee. Der bereitet den Gräsern immer ein schnelles, hässliches Ende. So aber kann man sich im Lustgarten noch an Stipa calamagrostis 'Algäu' und an Calamagrostis x acutiflora 'Waldenbuch' erfreuen. Dieses Reitgras erweist sich als merklich stabiler als die Sorte 'Karl Foerster'. Diese alte Sorte wird merkwürdigerweise auch gern von Katzen oder anderem Getier als Spielplatz benutzt und sieht danach entsprechend aus. Ein paar Terrassen tiefer winken die Miscanthus-Horste 'Hansen' und 'Müssel'. Beide völlig unbeschadet in gutem Zustand. Das Tautropfengras, Sporobolus heterolepis leuchtet noch immer braunorange, während das Liebesgras Eragrostis trichodes 'Bend', in sich zusammen zu brechen beginnt. Aber was für ein herrliches Gras im Sommer und Herbst!
Hinzuweisen ist noch auf die Fruchtstände einiger Stauden: Einen besonders erfreulichen Anblick bieten die Agastachen. Auch sie versamen sich und verbreitern so ihr Areal, ohne lästig zu werden oder zu stören. Die gewaltigen Reste des Knöterichs 'Johanniswolke' bilden eine dunkelbraune große Skulptur. Dabei dauert es nur ein Vierteljahr, dann beginnt diese beachtliche Staude von Neuem, und das in unserem kärglichen Sandboden! Interessant fand ich, dass verschiedene Glattblatt-Astern in sich zusammenfallen, die Raublatt-Astern dagegen noch sehr stabil und aufrecht stehen.
Text: Christian Seiffert
Fotos: Christian Seiffert, Stefan Leppert